Eine kleine Geschichte für alle Abiturienten


[ Forum des Abiturjahrgangs 2000 / IGS-Mainz ]


Geschrieben von Marwinho am 15. Juli 2000 15:49:13:

Es gab einmal einen Menschen, der trieb auf seinem Floß über einen breiten Fluss mit vielen anderen Menschen auf vielen anderen Flößen. Und der Mensch kam sie oft besuchen, während sie dahintrieben und sie lachten viel. Manchmal ließen sie sich zu den Ufern treiben, die man weit weg links und rechts erblicken konnte und freuten sich zusammen über die vielen Farben, Formen und Geräusche. Doch mit der Zeit fühlte sich der Mensch unbehaglich auf seinem Floß, er fand es plötzlich mickrig und häßlich, obwohl ihm das nie zuvor aufgefallen war. Darum ließ er sich zum Ufer treiben, dessen Farben schon leicht zu verblassen schienen, was ihn aber nicht sonderlich interessierte, und riss sich einige Hölzer ab und vergrößerte sein Floß viele, viele Tage und Nächte. Richtig zufrieden war er allerdings nie und er wurde noch unzufriedener als er im nebel, der ihn umgab und nur noch wenige graue, schemenhafte Züge des Ufers zu erkennen gab, ein Floß auftauchen sah, dass noch größer und pompöser als seines war. Da wurde der mensch richtig sauer und baute aus seinem Floß ein riesiges Schiff, fuhr schließlich auf das andere Floß zu und versenkte es. Jetzt fühlte er sich glücklich. Aber nur für sehr kurze Zeit. Denn er begann sich einsam zu fühlen und es fiel ihm auf, dass er in dem dichten Nebel, welcher ihn umgab, nur sehr, sehr selten andere Flöße wahrgenommen hatte und vom Ufer konnte er schon gar nichts mehr sehen. Traurig blickte er in die Fluten unter sich und hatte das Gefühl, als wäre die Strömung viel schneller als zu beginn seiner langen Reise. Er erinnerte sich an das Lachen, die Freude und die vielen Farben am Ufer. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht und er entschloss sich wieder an das Ufer heranzufahren. Aber die Strömung war nun schon so schnell, dass er nur sehr, shr langsam näher an das Ufer heran kam. Doch er bemühte sich so sehr gegen die gewaltigen Kräfte des Wassers anzukämpfen, dass er sich nicht mehr um sein gigantisches Schiff kümmern konnte, das alt und schimmelig wurde und langsam zerfiel. Doch je mehr es zerfiel, desto schneller kam der Mensch Richtung Ufer voran, bald konnte er in weiter Ferne die Farben funkeln sehen und erkannte im dünnen Nebel das eine oder andere Floß. Doch die Strömung riss ihn inzwischen derart mit sich fort, dass er sie nicht erreichen konnte, so sehr er sich auch bemühte.
Bei all seinen Bemühungen erkannte er erst sehr spät, dass er mit unglaublicher Geschwindigkeit auf einen riesigen Wasserfall zutrieb. Als er ihn erblickte wusste er aber, dass die Anstrengungen nun zu spät kamen und er setzte sich allein und einsam auf die Reste seines Floßes und ließ sich erschöpft treiben - eine Träne lief über seine Wange und blinkte einsam in der Sonne.

Ich hoffe, ihr macht es besser!
copyright by Marwin C. Plän




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